DIVIS U9-Studie: Kinder in der digitalen Welt

07.03.2016 (Asshoff)  Geht es um  Kinder in einer zunehmend digitalisierten Welt, so bietet die Grundlagenstudie des SINUS-Instituts Heidelberg im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) anschauliche Einblicke in eine bislang wenig untersuchte Spähre, deren Dimension für eine nachhaltige Entwicklung zunehmend mehr von Interesse erscheint.

"DIVSI U9-Studie: Kinder in der digitalen Welt" geht den Fragen nach, ob Kinder (unbeaufsichtigt) ins Internet dürfen, ob Eltern ihre Kinder überhaupt ins Internet lassen oder sie dort hinführen. Und: Was machen Kinder eigentlich im Internet?  weiterlesen...

DIVSI U9-Studie: Kinder in der digitalen Welt:  Wie ist das nun, mit Kindern und Internet? – Dürfen, können oder müssen sie gar „ins Internet“?

Die U9-Studie (2015) hat Kinder zwischen 3 und 8 Jahren in den Blick genommen. Sie ist damit eine Ergänzung der Erkenntnisse aus der U25-Studie (2014), die das Verhalten der 9- bis 24-Jährigen in der digitalen Welt und deren Einstellungen untersuchte.

Zentrales Prinzip der U9-Studie ist: „Forschen mit Kindern statt Forschen über Kinder“.
Für die Studie wurden insgesamt über 1.000 Kinder im Alter von 6 bis 8 Jahren und über 1.800 Eltern mit Kindern zwischen 3 und 8 Jahren befragt.
auf 140 Seiten werden umfängliche Einblicke zum Thema Internet und dem peripheren Spannungsfeld von Eltern, Schule und Kindern dargestellt.

Stichworte für Bildungsinteressierte:

  • Rund 1,2 Millionen 3- bis 8-Jährige (55 Prozent) sind regelmäßig online. Kinder, die noch nicht lesen und schreiben können, erkennen entsprechende Symbole, die ihnen den Aufruf von Webangeboten ermöglichen.
  • Der Bildungsgrad der Eltern ist für die Internet-Nutzung der Kinder maßgeblich.
  • Für Kinder aus Familien mit geringerer formaler Bildung ist das Internet vor allem Freizeitmedium, Kinder bildungsnaher Eltern nutzen die vielfältigen digitalen Möglichkeiten breiter – etwa für Informationssuche und Lernzwecke.
  • Die deutliche Mehrheit der Eltern (65 Prozent) sieht Chancen digitaler Medien und des Internets für ihre Kinder, insbesondere wenn es um die Sicherstellung ihrer sozialen Teilhabe geht.
  • Schule bietet ein zu begrenztes Spektrum bei der Erlangung von entsprechenden Medienkompetenzen.
  • Eine kreative Nutzung wie das Malen am Computer, musikalische Aktivitäten, Fotobearbeitung oder das Erstellen von Videos und Filmen findet indes in der Schule kaum statt.
  • Lehrer spielen als Ansprechpartner in Sachen Internet für 6- bis 8-jährige Schulkinder eine sehr untergeordnete Rolle. Nur 11 Prozent der Kinder geben an, dass sie sich bei Fragen zum Netz an diese wenden.
  • Die Studie begründet sieben Internet-Milieus: 1. Digital Souveräne, 2. Effizienorientierte Performer, 3. Unbekümmerte Hedonisten, 4. Postmaterielle Skeptiker, 5. Verantwortungsbedachte Etablierte, 6. Ordnungsfordernde Internet-Laien, 7. Internetferne Verunsicherte.
  • Die „Effizienzorientierten Performer“ sind beim Erklären und Zeigen mit 97 Prozent Spitzenreiter. Bei den „Unbekümmerten Hedonisten“ wird hingegen seltener aktiv angeleitet, sodass 35 Prozent ihrer Kinder den Umgang mit dem Internet eher durch selbstständiges Ausprobieren erlernt haben. Während es den „Effizienzorientierten Performern“ wichtig ist, ihre Kinder gezielt auf die Anforderungen von Schule, Ausbildung und Beruf vorzubereiten und somit früh die Weichen für privaten und beruflichen Erfolg zu stellen, zeichnet sich der Erziehungsstil der „Unbekümmerten Hedonisten“ hinsichtlich digitaler Medien durch eine gewisse „Laissez-faire“-Haltung aus, die sich auch darin äußert, dass sich die Kinder aus diesem Milieu im Kontext digitale Medien und Internet häufig selbst sozialisieren.
  • Bei Kindern mit Eltern aus dem Milieu der „Internetfernen Verunsicherten“ sind Lehrer bei ca. einem Viertel der Kinder und damit deutlich häufiger als im Durchschnitt Ansprechpartner zum Internet. Dieser Befund verweist auf die besondere Rolle, die Schulen zukommt, wenn die eigenen Eltern als Ansprechpartner in Sachen Internet nicht weiterhelfen können. Allerdings sind unsere Lehrer dafür nicht entsprechend gerüstet:

 

Heißt: Die Gesellschaft ist gefordert, allen Kindern eine qualifizierte Vorbereitung auf die zunehmend digitalisierte Welt zu vermitteln. Der mittelbare und unmittelbare Zusammenhang zu Prozessen nachhaltiger Entwicklung ist weiter zu untersuchen. Die dafür möglichen und notwendigen Wege sind einschließlich der Sicherung von Mitteln insbesondere auch von der Politik zu ebnen.

 

Download der Studie: hier

Stichworte: Digitalisierung, Lehrer , Schule, Bildung, frühkindliche Kompetenzen, frühkindliche Förderung, nachhaltige Entwicklung, Politik.