Prozesse und nachhaltige Entwicklung

Prozesse sind Wandlungsvorgänge, die durch Austausch von Informationen, Wissen und Stoffen (z.B. durch Ausnutzung unterschiedlicher Energieniveaus) bestimmt sind. Sie verändern ihre tragenden Strukturen [Systeme] in deren Wesensmerkmalen. Prozesse bedingen sich gegenseitig. Sie sind der Garant für Lebens- und Überlebensfähigkeit. Sie sind vorrangig auf Langfristigkeit, Tragfähigkeit, gemeinsames Überleben durch Anpassung [Evolution] und Reproduzierbarkeit orientiert. Typisch für nachhaltig orientierte Prozesse und deren Referenzsysteme sind die Fähigkeit zur Selbstorganisation sowie Permanenz- und Gleichgewichtsbestrebungen. Nur in Ausnahmefällen (z.B. Mutationen, Kippeffekte) verändern Prozesse und Systeme ihre Daseinsformen abrupt [Qualitätsumschlag, Revolution]. Jedoch können auch kleinste Veränderungen in Systemen deren Funktion beeinflussen bzw. benachbarte sowie über- und untergeordnete Prozesse und Systeme so verändern, dass deren ursprüngliche Zwecksetzung aufgehoben wird.
Veränderungen im Prozessgeschehen führen nicht zwangsläufig bzw. sofort zu wahrnehmbaren Veränderungen. Häufig besteht ein zeitlicher Versatz zwischen Ursache und Wirkung [Ungleichzeitigkeit], der den Zusammenhang zu den Auslösern verschleiert.
Prozesse in natürlichen Systemen verlaufen nicht adäquat dem menschlichem Bestreben nach Ordnungssystemen, Clustern oder Verwaltungsstrukturen: Viele Prozesse verlaufen nach „chaotischen“ Mustern und bedürfen selten menschengemachten „Managements“ zur Aufrechterhaltung ihrer Funktionen [Gleichgewichtsbestrebung].

Natürliche Prozesse vollziehen sich auch in Wirtschaft und Gesellschaft. Sie sind in ihrem Wesen durch evolutionär bestätigte Muster gekennzeichnet. Im Unterschied zu ökonomistisch geprägten Prozessen und Handlungen zeichnen sich nachhaltig orientierte Prozesse dadurch aus, dass sie nicht vorrangig einem (zumeist kurzfristig orientierten) finanziellen Gewinnziel unterworfen sind. Vielmehr bilden „Lebenskategorien“ im weiteren, naturbezogenen Kontext die Richtschnur: Vor dem Geld steht als surplus profit die Sicherung naturgegebener Lebensfähigkeit sowohl für Nachfrager als auch Anbieter im Wechselspiel gegenseitigen Austausches. Nur durch die Annahme der Prämisse „Leben [besser: Überleben] geht vor Geld[zuwachs]“ können die Gesellschaft wie auch Unternehmen langfristig bestehen.

 

Die im Nachhaltigkeitskontext gestalteten Prozesse bilden somit die beste Basis zur Gestaltung nachvollziehbarer, strukturierter, sicherer und ressourcenschonender gesellschaftlicher wie wirtschaftlicher Abläufe.